Die unglaubliche Geschichte des Mister C. (Originaltitel: The Incredible Shrinking Man), ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1957, wurde von Jack Arnold in Schwarz-Weiß gedreht und zählt gemeinhin als der beste Film des Regisseurs. Als Vorlage diente der erstmals 1956 veröffentlichte Science-Fiction-Roman Die seltsame Geschichte des Mr. C. (Originaltitel The Incredible Shrinking Man) von Richard Matheson, der auch das Drehbuch verfasste. Grant Williams ist in der Hauptrolle des schrumpfenden Scott Carey zu sehen.
Scott Carey unternimmt mit seiner Frau Louise einen Bootsausflug an der kalifornischen Küste. Während sie unter Deck weilt, durchfährt das Boot eine seltsame Wolke. Nach ein paar Monaten fällt Scott auf, dass Veränderungen an ihm vorgehen: Er beginnt langsam zu schrumpfen, seine Kleidung passt nicht mehr.
Die konsultierten Ärzte sind ratlos, Scotts Perspektive hoffnungslos. Zu der Größe eines Kindes geschrumpft, wird er zu einer nationalen Kuriosität. Mit seiner Statur schrumpft sein Selbstbewusstsein und seine emotionale Ausgeglichenheit, was sich in Spannungen in seiner Ehe auswirkt. Zur Ausübung seines Berufs unfähig, schreibt Scott an seiner Autobiographie, während sein Haus von Reportern belagert wird. Nur kurz kann eine kleinwüchsige Frau ihm neuen Lebensmut einflößen.
Kaum größer als ein Spielzeug, baut er sich ein Puppenhaus. Mit seiner Frau kann er nur noch schreiend kommunizieren und verfällt zunehmend in Agonie. Als Louise eines Tages unachtsam das Haus verlässt, kommt es zu einer für Scott fast tödlichen Verfolgung durch beider Katze. Auf der Flucht vor dem Tier stürzt er die Kellertreppe hinab und bleibt für seine Frau und seinen Bruder Charlie fortan verschollen, da sie vermutet, dass er von der Katze getötet worden ist. Nur einmal, als sie den Keller betritt, sieht Scott Louise noch: Doch mittlerweile ist er so klein, dass sie sein Schreien nicht mehr hören kann.
Unfähig, sich aus seinem Kellerverlies zu retten, arrangiert sich Scott mit seiner neuen Heimstatt, deren Dimensionen zusehends seine Möglichkeiten übersteigen. Auf sich allein gestellt findet er zu seiner Identität zurück und tötet bei dem Kampf um ein Stück altes Brot eine Spinne.
Nach und nach eröffnet sich für Scott, der nun bereits durch ein Fliegengitter zu schlüpfen vermag, eine neue Welt: der Mikrokosmos.
- An der Oberfläche ist Jack Arnolds Film nur ein Science-Fiction-Film, der mit überdimensionierten Bauten die Illusion der unaufhaltsamen Verkleinerung und der daraus resultierenden Bedrohungen darstellt. Jedoch bietet der Film weit mehr.
- Die Ursache der Wolke auf See wird zwar nicht genannt, doch es erscheint offensichtlich, dass sie radioaktiver bzw. chemischer Natur ist. Aufgrund der Plötzlichkeit ihres Auftretens benutzt Arnold sie als Metapher für die Nutzung atomarer und chemischer Wissenschaft (durch die Regierung und das Militär), die sich der öffentlichen Kontrolle entzieht und über deren Einsatz bewusst keine Warnungen verbreitet werden. Die Macht über die Naturkräfte richtet sich gegen jene, die ihresgleichen mit dieser Macht beauftragt haben. Die wissenschaftlich-militärische Hörigkeit Hollywoods im Kalten Krieg zeigt allmählich Auflösungserscheinungen.
- Wie in vielen SF-Filmen der 1950er bricht das Schicksal nahezu lautlos über den Durchschnittsamerikaner herein. Abweichend von seinen vorherigen Filmen kommt es Arnold jedoch nicht auf Schockeffekte an: Die Psychologie seines Protagonisten in einer für ihn buchstäblichen überdimensionalen Umwelt interessiert den Regisseur mehr als die publikumswirksameren Effekte. Katze und Spinne, tödliche Gefahren für den schrumpfenden, im Titel vornamenlosen Mister C. sind alles andere als Gefahren einer neuen Dimension: Mister C. gelangt trotz und mittels abnehmender Statur zu einem neuen Selbstverständnis, das nichts gemein hat mit dem langweiligen Leben des „all american boy“. Man möchte fast glauben, dass Mister C. in eine anarchische Welt vordringt, die ihm erst von seinen spießbürgerlichen, von Spott, Mitleid und Sensationsgier geleiteten Mitmenschen eröffnet wurde. Zudem ist die Familie nicht mehr Hort der Harmonie und Kontinuität: Das Einzige, das kontinuierlich bleibt, ist Scotts Entfernung von den Alltagssorgen und -ängsten. Selbst seine zunehmende Impotenz gegenüber Louise, die ihn mehr als Sohn denn als (Ehe-)Mann betrachtet, findet ihren Widerhall in der Bedrohung durch Katze und Spinne.
- Die im Keller auf Scott Carey herunterprasselnden, riesengroßen Wassertropfen wurden mit Hilfe von Kondomen simuliert, die mit Wasser gefüllt wurden. Als die Produzenten nach Abschluss der Dreharbeiten die hohen Kosten für Verhütungsmittel monierten, antwortete Regisseur Arnold, die Dreharbeiten seien nun mal sehr anstrengend gewesen, und die Beteiligten hätten sich hinterher etwas Spaß gegönnt
Jack Arnold, geboren als John Arnold Waks (* 14. Oktober 1916 in New Haven, Connecticut; † 17. März 1992 in Woodland Hills, Kalifornien), war ein US-amerikanischer Filmregisseur. In den 1950er Jahren schuf er eine Reihe von Science-Fiction- und Horrorfilmen wie Gefahr aus dem Weltall, Der Schrecken vom Amazonas und Tarantula, die heute als Klassiker ihrer Genres gelten.
„Gaben die Science-fiction/Monster-Filme den Zeitgeist der fünfziger Jahre am besten wieder, so waren innerhalb dieses Genres die Filme von Jack Arnold am signifikantesten für die Traumen und Neurosen der Dekade. […] bis 1958 entstanden unter seiner Regie und seiner Mitautorenschaft bei Universal eine Reihe von Science-fiction-Filmen, deren mythopoetische Qualitäten sie weit über die allmählich immer formelhafter werdenden Monster-Filme hinausheben. Während in den meisten Filmen des Genres die Gefühle und Bewegungen der Charaktere völlig zweitrangig gegenüber den Erscheinungen sind, sind in Arnolds Filmen eher «die Gestalten eine – etwas verfremdete – Inszenierung von Gefühlen» […] Sein Gesamtwerk im Genre lässt sich in einer fortschreitenden Linie als die melancholische Abhandlung der verschiedenen Stadien der erotischen Domestizierung bezeichnen: die erste, unbewußte erotische Attacke, die erste, ebenso unbewußte Verführung («Creature from the Black Lagoon»), das violente Aufbrechen einer Zweierbeziehung und die Wiederherstellung des Status quo («Revenge of the Creature»), die beginnende Angst des Mannes vor der Macht der Frau («Tarantula!»), die Ehe und ihre Folgen für den Mann («The Incredible Shrinking Man»), der Aufstand der Kinder («The Space Children») und schließlich die unguten Nebeneffekte der akademisch-wissenschaftlichen Sozialisationsinstanz («Monster on the Campus»). […] Seine Filme sind die mythopoetische Beschreibung der amerikanischen Familie und ihrer Genesis.“ – Georg Seeßlen: Die Filme von Jack Arnold in Kino des Utopischen. Geschichte und Mythologie des Science-fiction-Films, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980, unter Zuhilfenahme eines Zitats aus Fernand Jung, Claudius Weil, Georg Seeßlen: Der Horror-Film: Regisseure, Stars, Autoren, Spezialisten, Themen u. Filme von A - Z. Enzyklopädie des populären Films Band 2., München 1978.
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